Agoraphobie (Definition): Die Agoraphobie zählt zur häufigsten Angsterkrankung und wird aus dem griechischen „Agora = Marktplatz“ und „Phobos = Angst, Furcht“ abgeleitet. Die häufigsten Merkmale einer Agoraphobie, ist die Angst, einer möglichen Gefahrensituation nicht entkommen oder sich nur unter peinlichen Umständen in Sicherheit bringen zu können.
Betroffenen zeigen ein starkes Vermeidungsverhalten, da in unterschiedlichem Ausmaß Panikattacken auftreten können. Die Angst kann sich darauf beschränken, öffentliche Plätze oder Geschäfte zu betreten, wobei auch oft speziell Menschenansammlungen oder weite Reisen alleine vermieden werden. Bei schweren Fällen, kann sich die Angst schon in der Wohnung bemerkbar machen, sodass diese nicht verlassen wird.
Allen diesen Situationen ist gemeinsam, dass die Betroffenen befürchten, dass sie – sollte es zum Beispiel zu einer (Massen)Panik kommen, oder sie womöglich ohnmächtig werden oder einen Herzinfarkt erleiden sollten – nicht schnell genug flüchten könnten, Hilfe nicht schnell genug verfügbar wäre oder sie in peinliche Situationen geraten könnten.
Da Agoraphobie das griechische Wort „Agora“ = „Marktplatz“ enthält, wurde diese Angststörung früher oft „Platzangst“ genannt, was jedoch irreführend ist. Denn die meisten Menschen verstehen unter Platzangst, die Angst vor engen, kleinen oder abgeschlossenen Räumen, also Klaustrophobie.
Die Klaustrophobie (Raumangst) gehört jedoch zu den spezifischen Phobien, was bedeutet:
Die Angst richtet sich auf eine ganz bestimmte (reale) Situation, wie zum Beispiel „einen engen Raum“. Betroffene können hier sehr genau benennen und eingrenzen, wovor sie sich fürchten. Während bei der Agoraphobie, bei welcher die Angst vor dem „Alleine gelassen sein“ und dem „Hilflos sein“ in der Angstsituation im Vordergrund steht.
Inhaltsverzeichnis
Agoraphobie – Geschichte
Der Begriff „Agoraphobie“ wurde erstmals 1872 vom deutschen Psychiater Carl Westphal eingeführt. Westphal beschrieb damit ein von ihm beobachtetes Krankheitsbild, bei dem es den Betroffenen, Zitat: „nicht möglich sei, über freie Plätze und durch gewisse Straßen zu gehen und sie aus Furcht vor solchen Wegen in der Freiheit ihrer Bewegungen eingeschränkt seien, und bei dem es sich um eine neuropathische Erscheinung handele“ (vgl. Westphal 1872 – Die Agoraphobie, eine neuropathische Erscheinung).
Dabei ergänzte Westphal, dass sich die Ängste bei der Agoraphobie nicht ausschließlich auf öffentliche Plätze beschränken, dass er aber trotzdem den Begriff Agoraphobie wählte, Zitat: „diese Furcht vor dem Durchschreiten von Plätzen respektive Straßen stellte derart das Hauptphänomen dar, dass ich, obwohl sie sich noch auf gewisse andere Situationen bezog, und daher die gewählte Bezeichnung nicht ganz erschöpfend ist, das Wort Agoraphobie, Platzfurcht, dafür bilden zu können meinte.“ (vgl. Westphal 1872 – Die Agoraphobie, eine neuropathische Erscheinung).
Häufige Ursachen
Wie bei den meisten Angststörungen, können auch bei einer Agoraphobie, mehrere Ursachen eine Rolle spielen. Viele Betroffene hatten ein schlimmes Erlebnis in der Vergangenheit und sind der festen Überzeugung, dass in bestimmten Situationen was Schlimmes passieren wird.
Zum Beispiel die Angst gleich ohnmächtig zu werden, ist ein häufiges Symptom bei Agoraphobie. Dabei ist aber die Angst vor der Ohnmacht eher zweitrangig. Die eigentlichen und tief sitzenden Ängste dabei sind: Sich genauso „hilflos“ und „alleine gelassen“ zu fühlen, wie in einem realen, früheren Vorfall. Sie haben Angst keine Hilfe zu bekommen.
Die betroffenen Personen sehen die Vermeidung dieser Orte als einzige Möglichkeit, um die Ängste und unangenehmen Gefühle zu umgehen. Dies hat zur Folge, dass sich neben einer Erwartungsangst (Angst vor der Angst) auch eine generalisierte Angststörung entwickelt. Dabei kann sich die Angst auf verschiedenen ähnlichen Situationen bzw. Orte übertragen.
Die häufigsten Orte die von Menschen, die an einer Agoraphobie leiden, gemieden werden, sind:
- Große Menschenansammlungen
- Kaufhäuser
- Kinos / Theater
- Flugzeuge
- Züge / U-Bahn
- Busse
- Aufzüge
Auch kann eine Ursache für die Entstehung einer Agoraphobie das Erlebnis eines traumatischen Ereignisses gewesen sein, zum Beispiel der Tod einer nahe stehenden Person, eine Trennung oder Scheidung vom Lebenspartner, Probleme in der Partnerschaft, Probleme am Arbeitsplatz oder Arbeitslosigkeit.
Ob es eine genetische Veranlagung gibt, kann zwar nicht zu 100 % nachgewiesen, aber auch nicht ausgeschlossen werden. Auch kann die Erziehung eine wesentliche Rolle spielen. Kleine Kinder lernen durch das Beobachten der Eltern, wie man sich in bestimmten Situationen verhalten kann. Sind die Eltern des Kindes ängstlich, liegt es nahe, dass das Kind später auch Ängste entwickelt. Es wird vielleicht erst gar nicht versuchen, eigene Verhaltensweisen in bestimmten Situationen auszuprobieren, sondern übernimmt das beobachtete Verhalten der Eltern.
Weitere Ursachen können sein:
- Eine anfällige, sensible Persönlichkeit
- Langanhaltender Stress
- Alkohol- oder Drogenmissbrauch
- Als Nebenwirkungen von bestimmten Medikamenten
- in Kombination mit einer spezifischen Phobie (z.B. soziale Phobie)
- Als Folge einer Panikstörung bzw. In Kombination mit Panikattacken
Gefühle, Symptome, Gedanken und Körperreaktion
Wie bei jeder Angststörung, treten auch bei der Agoraphobie die typischen Symptome, Gefühle, Gedanken und Körperreaktionen auf. Das häufigste und schlimmste Gefühl (wie bei ALLEN Angststörungen) wird dabei durch die Gedanken ausgelöst. Die Angst, besonders die Erwartungsangst oder auch „Angst vor der Angst“.
Weitere Ängste sind:
- Die Angst die Kontrolle über sich zu verlieren
- Die Angst sterben zu müssen
- Die Angst verrückt zu werden
- Die Angst ohnmächtig zu werden
- Die Angst einen Herzinfarkt zu bekommen
- Die Angst es passiert gleich was schlimmes
- Die Angst in Panik zu geraten und sich peinlich zu verhalten
Häufige Gefühle sind:
- Unsicherheit
- Benommenheit
- Ohnmachtsgefühle
- Unwirklichkeitsgefühle
- Das Gefühl gleich zu explodieren
Häufige Gedanken sind:
- Nicht schon wieder, Hilfe
- Hoffentlich komme ich hier lebend raus
- Ich bekomme gleich einen Infarkt
- Ich halte das alle nicht länger aus
- Ich muss hier sofort raus
- Ich drehe gleich durch
- Ich schaffe das alles nicht mehr
- Was werden die anderen von mir denken, wenn sie mich so sehen?
Eine Agoraphobie wird begleitet von vielen unterschiedlichen Körperreaktionen bzw. Symptomen, die aber bei Menschen mit einer Agoraphobie unterschiedlich auftreten können.
Die häufigsten Symptome sind:
- Herzklopfen, Herzrasen, unregelmäßiger Herzschlag
- Schwitzen,
- Zittern an Händen, Beinen, ganzem Körper
- Mundtrockenheit,
- Atemnot,
- Sehstörungen,
- Beklemmungsgefühle,
- Druck oder Enge in der Brust,
- Enge oder Kloß im Hals,
- Übelkeit, Erbrechen,
- Bauchschmerzen,
- Schwindel,
- Hitzewallungen oder Kälteschauer,
- Taubheit oder Kribbelgefühle.
Dies Ganze kann dazu führen, dass Betroffene aus solchen Situationen flüchten, sie vermeiden, nicht mehr vereisen, keine Kinos oder Theater besuchen oder sich nur in die Nähe des Notausgangs setzen, in kein Restaurant essen gehen, nur noch in Begleitung das Haus verlassen können, den Arbeitsplatz verlieren… Was die totale Isolation von der Außenwelt bedeuten kann.
Was hilft bei Agoraphobie?
Kommen Dir diese Gefühle, Symptome und Reaktionen bekannt vor? Dann leidest Du möglicherweise an einer Agoraphobie. Doch wie jede andere Angststörung auch ist die Agoraphobie gut behandelbar. Wichtig dabei ist, dass Du so schnell wie möglich handelst und Dir Hilfe holst.
Merke: Je länger Du wartest und von Deinen Ängsten fliehst, umso stärker können sich diese Ängste in Deinen Gedanken festigen und Dein Leben dementsprechend einschränken. Darum solltest Du, egal wie lange Du diese Angst hast und wie stark Deine Ängste auch sind, sofort handeln. Je früher Du handelst, umso schneller wirst Du Deine Ängste auch überwinden können.
Suche Dir einen Psychotherapeuten in Deiner Nähe. Am besten einen psychologischen Psychotherapeuten. Das sind Diplom Psychologen mit einer fundierten psychologischen Ausbildung.
Als besonders wirksame Behandlung bei Panikattacken und Angststörungen, hat sich die Verhaltenstherapie, insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie erwiesen.
In einer kognitiven Verhaltenstherapie wirst Du nicht nur lernen, wie Du Dich verhalten sollst, sondern Du lernst auch, wie sehr Deine eigenen negativen Gedanken das Entstehen der Angst fördern. Die kognitive Verhaltenstherapie hat eine gute Erfolgsquote bei Menschen, die die Bewältigung einer Agoraphobie lernen müssen. Denn diese Bewältigung ist definitiv möglich, auch wenn viele Betroffene das gar nicht mehr glauben.
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Hilfreiche Links:
Bücher und Ratgeber:
Einzelnachweise / Quellen:
- Agoraphobie Geschichte: Elze M, Elze S (2013). Agoraphobie. Stand: 06. Oktober 2013. http://psychotherapie-lehrbuch.de/agoraphobie.html (abgerufen am 29. Oktober 2013).
Alles Gute und ich hoffe, dieser Artikel konnte Dir weiterhelfen. Wenn Du Dich zum Thema Agoraphobie austauschen möchtest oder Fragen hast, dann hinterlasse einfach unten ein Kommentar.
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