„Mut ist nicht die Abwesenheit der Angst, sondern die Erkenntnis, dass es etwas gibt, das wichtiger ist als die Angst“ (Ambrose Redmoon)
Angst zu haben, ist eine besondere Fähigkeit, die uns angeboren ist. Sie schützt uns vor Gefahren und lässt uns sekundenschnell reagieren. Ängste sind „Freund“ und „Feind“ zugleich. Sie können sinnvoll sein, aber auch unnötiger Weise die Lebensqualität erheblich einschränken.
Die meisten Ängste unter denen wir leiden, haben wir im Laufe unseres Lebens selbst erlernt. Hier gilt es zwischen „sinnvollen“ Ängsten und „unnötigen“ Ängsten zu unterscheiden und letztere zu überwinden.
In diesem Artikel möchte ich dir einige Tipps geben, die mir geholfen haben, mich der Angst zu stellen und meine Ängste zu überwinden.
Inhaltsverzeichnis
An was leide ich überhaupt?
Wer seine Ängste überwinden möchte, der sollte sich zuerst einmal die Frage stellen: „An was leide ich überhaupt?“ Bin ich ängstlich (allgemeine Angst)? Habe ich Panikattacken? Oder sind es Phobien?
Um dies herauszufinden, hier nun eine kurze Erklärung der einzelnen Ängste:
Wer an einer Phobie leidet…
…(siehe z.B. Soziale Phobien), bei dem beziehen sich die Ängste auf bestimmte Situationen oder Objekte.
Zum Beispiel:
- Angst vor Spinnen (oder anderen Tieren)
- Angst vor öffentlichen Orten (Agoraphobie)
- Soziale Phobie (Angst vor Menschen, Angst vor Kritik…)
- Höhenangst
- Flugangst
- …
Unter Panikattacken
… versteht man plötzlich auftretende und starke Angstattacken, die mit körperlichen Symptomen wie…
- Atemnot
- Schwindel
- Herzrasen
- Ohnmacht- oder Schwächegefühle
- Zittern
- …
Panikattacken können sowohl plötzlich und „unbegründet“ auftreten (wobei es auch hier immer einen Grund gibt), als auch in Kombination mit einer Phobie wie z.B. der Agoraphobie. Hier ist sie dann das Resultat einer zu starken Erwartungsangst, dass gleich etwas Schlimmes passieren wird, welches die/den Betroffene/n in Panik versetzt.
Allgemeine Ängstlichkeit
(siehe Generalisierte Angststörung)
Hier handelt es sich um eine Angststörung, wo Betroffene in ständiger Angst und Sorge leben, ohne das es dabei einen bestimmten Grund oder Auslöser der Angst gibt, sondern vielmehr frei flottiert.
Jetzt stellt sich bei dir bestimmt die Frage: Warum ist es wichtig zu wissen, an was ich leide? Es sind doch alles Ängste, die man überwinden möchte!
Da hast du auch recht! Doch je, nachdem an was du leidest, sind auch die Strategien zur Angstbewältigung verschieden.
Wenn Du zum Beispiel an einer Phobie mit oder ohne Panikattacken leidest, dann wird in der Therapie die Konfrontationsübung (Sich der Angst stellen lernen) in den Mittelpunkt gestellt. Während bei einer generalisierten Angststörung, mehr nach dem Grund deiner Ängste und Sorgen im Gespräch gesucht wird und an neuen Verhaltensmuster gearbeitet wird.
Doch egal ob Phobien oder generalisierte Angststörung… Wichtig ist es zu lernen mit der Angst zu arbeiten und nicht gegen die Angst. Denn der einzige Weg um seine Ängste zu überwinden, führt durch die Angst.
Dazu möchte ich dir nun als Erstes die vier W`s vorstellen, die mir nicht nur bei der Überwindung meiner Ängste enorm geholfen haben, sondern auch bei Problemen und Sorgen helfen.
Ängste überwinden und Probleme lösen mit den 4 W`s
Die folgenden vier Fragen sollen dir helfen deine Ängste (Sorgen, Probleme) besser zu verstehen und sie Schritt für Schritt zu überwinden.
Solltest du an mehreren Ängsten leiden, dann schreibe für jede deiner Ängste ein eigenes Blatt mit diesen vier Fragen. Konzentriere dich immer nur auf eine Angst und überwinde sie. Beginne dabei mit der Angst, wo du denkst sie am besten zu bewältigen. Das gilt natürlich auch bei Problemen und Sorgen.
Um es einfacher zu halten, werde ich mich bei diesen Fragen nur auf die „Angst“ beschränken. Möchtest du Sorgen oder Problem lösen, dann formuliere die Fragen, mit dem jeweiligen Problem (Sorge).
1. Welche Situation macht mir Angst?
Hier schreibst du nur die Situation auf, die dir Angst macht. Kurz und knapp!
Als Beispiel nehmen wir mal zwei typische Angstsituationen: „Ich habe Angst einkaufen zu gehen“ und „Ich habe Angst vorm Vorstellungsgespräch“
2. Was könnte am schlimmsten passieren?
Hier schreibst du alle deine schlimmsten Befürchtungen auf. Sei dabei so präzise wie möglich und notiere dir alles, was dir dazu einfällt.
Zum Beispiel: „Ich traue mich morgen nicht einkaufen zu gehen, weil ich Angst habe, mich wieder in eine Menschenschlange vor der Kasse anstellen zu müssen und ohnmächtig zu werden (oder in Panik zu geraten…)
Oder: „Ich traue mich nicht morgen zum Vorstellungsgespräch zu gehen, aus Angst so nervös zu sein, dass meine Hände zittern, sobald ich was unterschreiben muss… (Ich kein Wort herausbringe… Ich zum Stottern anfange… Ich rot im Gesicht werde… usw.)“
Wichtig ist, dass du dir deine Befürchtungen so genau beschreibst, wie du es einer Vertrauensperson beschreiben würdest!
3. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es passiert?
Und nun kommt die wichtigste Frage: „Wie hoch ist denn nun wirklich die Wahrscheinlichkeit, dass deine Befürchtungen eintreffen?“
Du fürchtest dich einkaufen zu gehen, aus Angst wieder ohnmächtig zu werden? Dann frage dich jetzt…
- Wie oft warst du schon einkaufen und bist nicht ohnmächtig geworden? Unzählige Male!
- Welchen plausiblen Grund gibt es, dass es wieder passiert? Wenn du ansonsten gesund bist, dann absolut keinen!
- Sind es deine ängstlichen Gedanken, die dich blockieren? 100%!
Oder du hast Angst vor ein Vorstellungsgespräch? Dann frage dich jetzt…
- Wie viele Menschen sind nervös bei einem Vorstellungsgespräch? Fast alle!
- Ist es normal, dass du dabei nervös bist? Klar, schließlich geht es dabei um deine Zukunft!
- Sind es auch hier eher deine ängstlichen Gedanken, die dich blockiere? Da kannst du dir sicher sein!
4. Was kann ich tun, um es zu ändern?
Hier geht es darum sich erst einmal im Klaren zu werden, dass es in Wahrheit nichts als Befürchtungen sind, die dich blockieren und ängstigen. Befürchtungen, die mit absolut hoher Wahrscheinlichkeit nicht eintreten werden, wenn du dir bewusst machst…
Es ist absolut verständlich, dass du dich vor einigen Dingen fürchtest. Doch was wird passieren, wenn diese Befürchtungen wirklich eintreten würden?
Ja, was wird denn passieren, wenn es dir plötzlich schwindelig wird beim Einkaufen?
- Werden dich die anderen Menschen auslachen oder verstoßen?
Nein, sie werden dir helfen und viele auch Verständnis zeigen. Denn es gibt garantiert immer welche, die wissen wie sich so etwas anfühlt.
- Wirst du in Ohnmacht fallen, wenn du in Panik gerätst?
Weder ich bin jemals bei einer meiner unzähligen Panikattacken ohnmächtig geworden, noch kenne ich bis jetzt niemanden, der während einer Panikattacke ohnmächtig geworden ist. Und ich habe schon mit hunderten Betroffenen in den letzten Jahren auch darüber ausführliche Gespräche geführt.
Außerdem stehen Ohnmacht und Panikattacken in Widerspruch, wie du auch in einem Fachartikel nachlesen kannst, den ich dir unten verlinken werde.
Dort steht unter anderem… Zitat: „Und es gibt keinen dokumentierten Fall, bei dem jemand aufgrund einer Panikattacke tatsächlich in Ohnmacht gefallen ist! Auch wenn es sich manchmal so anfühlt, als ob – der Körper ist während der Attacke viel zu aktiviert und angespannt, als dass das passieren würde…“ [1]
Oder wie sieht es jetzt nun aus, wenn du bei einem Vorstellungsgespräch tatsächlich zum Zittern anfängst oder es dir die Sprache verschlägt?
- Wird dein zukünftiger Vorgesetzter deshalb gleich das Gespräch beenden oder dich nicht nehmen?
Nein, denn jeder „normale“ Vorgesetzte weiß, wie jemand aufgeregt sein kann während eines Vorstellungsgesprächs. Außerdem kannst du ihm/sie von Anfang an darauf ansprechen und dir so den Druck nehmen.
Das Einzige was zählt, ist: Dass du für diese Stelle qualifiziert bist, sonst nichts!
Übrigens: Sollte es wirklich mal passieren, dass jemand dich aufgrund deiner Nervosität nicht einstellt, dann freu dich! Denn für so einen Menschen möchte garantiert niemand arbeiten.
Fazit: Angste überwinden und was dir dabei helfen kann…
- Ersetze deine ängstlichen Gedanken, durch andere Ansätze (Wie in den Beispielen oben)
- Laufe nicht weg von deinen Ängsten (Probleme, Sorgen), sondern stell dich ihnen und überwinde sie!
- Mache dir bewusst, dass die meisten Befürchtungen nie eintreten!
- Lasse die Angst (Panik) zu und bleib bewusst in dieser Situation!
- Beobachte die Angst, arbeite mit ihr und nicht dagegen und du wirst spüren, wie schnell sie wieder verschwindet!
- Je öfter du dich dann der Situation stellst, um so einfacher wirst du sie überwinden!
- Erlerne Entspannungsmethoden, wie die progressive Muskelentspannung, um dich schnell wieder zu beruhigen und der Anspannung effektiv entgegenzuwirken!
- Hol dir professionelle Hilfe, wenn du es nicht alleine schaffst! Denn egal wie stark deine Ängste sind, eine Therapie ist immer der beste Weg.
- Nutze die Erfahrungen von Menschen, die es geschafft haben, ihre Ängste zu überwinden und erfahre was ihnen dabei geholfen hat!
Und was ganz wichtig ist: Denke nicht viel darüber nach, sondern tu es einfach! Nicht die nächsten Tage, Monate oder Jahre… Sondern immer sofort. Je länger man eine Entscheidung aufschiebt, umso unwahrscheinlicher wird es sie umzusetzen. Das Leben wartet nicht auf dich, sondern läuft weiter. Doch es bietet dir jede Sekunde an, es zu ändern. Darum nimm es an und lebe!
Hilfreiche Links und Quellen:
- [1] Panikattacken und was man über Angststörungen wissen sollte
- Bücher zum Thema „Ängste überwinden“
Alles Gute und bis zum nächsten Artikel!
P.S. Schau dir auch hier mein Selbsthilfepaket „Raus aus der Angst… Rein ins Leben“ und nutze schon in wenigen Minuten die effektivsten Mittel um Panikattacken, Phobien und Ängste erfolgreich zu überwinden.
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